XDA Cosmo/HTC S620

(20.12.2006 00:00 CET)

Wer den Markt plattformübergreifend beobachtet und an das Thema "Mobile Kommunikation" denkt, der kommt mittlerweile seit Jahren nicht mehr um den Begriff "Blackberry" herum. Smartphones mit Tastatur, die vor allem dadurch glänzen, dass sie neue Objekte wie Mails, Kontakte, Termine immer aktuell "over the air" zur Verfügung gestellt, auf Neudeutsch "gepushed" bekommen.

Egal, wie proprietär das Betriebssystem und die zur Verwendung nötige Serversoftware (BES, Blackberry Enterprise Server) sein mögen, die Absatzzahlen steigen stetig.
Ende 2005 ging Microsoft durch das AKU2 von Windows Mobile 5 und dem darin enthaltenen Messaging and Security Feature Pack (MSFP) sehr deutlich auf das Verlangen der Kunden nach einer solchen Funktionalität ein. Mit einem Exchange Server 2003 mit dem Service Pack 2 wird dem Benutzer jedes geänderte Element in Echtzeit zugestellt, ohne, dass er selber synchronisieren muss (eine Datenverbindung per GPRS oder UMTS ist natürlich Voraussetzung).
Langsam aber sicher bewegen sich auch die Hardwarehersteller in diese Richtung: Mehr und mehr Pocket PC Phone Edition-Geräte werden mit einer Daumentastatur ausgestattet und ähneln den diversen Blackberry-Modellen zum Verwechseln.

Dies vorausgeschickt wäre eigentlich der XDA Cosmo nichts soooo besonderes mehr. O2 wäre aber nicht O2 (und HTC als Hersteller nicht HTC), wenn der Cosmo nicht noch so einiges mehr zu bieten hätte.
Los geht es mit der Tatsache, dass der Cosmo kein Pocket PC, sondern ein Smartphone ist (mit Windows Mobile 5 for Smartphones als Betriebssystem), daher folgerichtig auch kein Touchscreen hat. Dass ich, der ich aus der PPC-Ecke komme, dies einmal sagen würde, hätte ich vor einigen Wochen nicht gedacht: Der Cosmo ist das aller erste Smartphone, bei dem mir das Touchscreen nicht fehlt!
Woran liegt das aber? Vor allem wohl daran, dass der Cosmo ganz klar auf die Einhandbedienung ausgelegt ist. Sei es der Schwerpunkt (das Gewicht liegt im Bereich der Tastatur, damit kann man den Cosmo mit dem Daumen bedienen, ohne, dass er nach hinten kippt), die Anordnung der Tasten oder die Gehäuseform, der Cosmo "passt" einfach.

Dann kommt eine der weiteren Neuerungen hinzu: HTC´s JOGGR (fragt mich bitte nicht, wer bei HTC bei der Namensgebung immer die Vokale verschluckt!) ist ein Touchpad, das sich an der rechten Seite des Cosmo befindet und zum einen der Navigation dient (durch Streichen über den mittleren Bereich wird der Bildlauf ausgeführt, oben und unten befinden sich noch Tasten, mit denen der Posteingang geöffnet werden kann bzw. zurückgesprungen werden kann). Das bedarf am Anfang einiger Übung (vor allem die Einstellung der Geschwindigkeit des Rollens), trägt aber schnell zur einhändigen Bedienbarkeit des Gerätes bei.

var mirando_cache=Math.floor(Math.random()*1000000); document.write('');

Zu guter letzt für mich das Hauptargument: Die Tastatur: Ich gehöre einfach nicht zur Generation der Daumenkünstler, die in 5 Sekunden eine komplette SMS auf einer Nummerntastatur erstellt haben. In sofern war ein Smartphone für mich bisher immer nur ein eingeschränktes Messaging Device. Die Tastatur des Cosmo mag klein sein, mit etwas Gewöhnung aber erlaubt sie es, rasend schnell Texte zu tippen und so Mails und SMS zu schreiben. Einziger Wermutstropfen: Der Cosmo ist ein wenig umständlich beim Einfügen von Umlauten. Man hat leider darauf verzichtet, mit einer Tastenkombination (beispielsweise FN+a für ä) den Zugang zu den Umlauten zu erlauben, es bleibt nur eine (der Tippgeschwindigkeit abträgliche) Suche im Symbol-Katalog. Und selbst die ist unkomfortabel, man kann nur mit dem Steuerkreuz zum gewünschten Umlaut springen, statt zumindest durch Drücken auf a auf das ä zu kommen (wie der Palm Treo 750v es vormacht).

Während die Pocket PC-Konkurrenten wie der Treo, die HP iPAQ Mobile Messenger oder der LOOX T8x0 auf ein Display setzen, das mit 240*240 Bildpunkten quadratisch ist, geht der Cosmo mit einem 320*240 Display an den Start (und man beachte, dass die Auflösung mathematisch korrekt quer mal hoch angegeben ist). Oder genauer: der Cosmo hat ein quer liegendes Display! So wird vermieden, dass das Gerät zu lang ist (weil Tastatur plus Display im normalen Format zu viel Platz brauchen), dem Benutzer aber nichts an Displayfläche verloren geht. Warum konnten die PPC-Anbieter (siehe oben) nicht auf diese Idee kommen?!

So schön das allerdings auch ist, in Verbindung mit der Tatsache, dass der Cosmo auf Grund seines Betriebssystems nur Smartphone-Programme verwenden kann und bisher (im Gegensatz zu den PPCs) noch keine Geräte mit Querformat existieren, laufen einige Programme von Drittherstellern nicht so ganz sauber. Mein geliebter Mobile Navigator beispielsweise stellt fest, dass er ein QVGA-Display hat und richtet sich darauf ein... merkt aber nicht, dass er die 320 Punkte in der Breite und nicht in der Länge hat. Es ist fraglich, ob Hersteller hier Anpassungen vornehmen, denn die Zahl der Geräte, die dies nutzen würden, ist eher gering.

Der Cosmo hat noch eine weitere positive Eigenschaft, auch wenn sie ganz knapp keine Neuerung mehr ist: Integriertes WLAN, bei Smartphones noch selten und bisher nur im Qtek 8210 zu finden. Das wird all diejenigen interessieren, die sich viel in Reichweite von WLAN-Infrastrukturen befinden und diese für grössere Datentransfers nutzen. Warum so eingeschränkt? Ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder Diskussionen um Sinn und Unsinn eines WLAN-Moduls in einem PDA oder Smartphone geführt (vor allem im Zusammenhang mit dem Palm Treo 750v). Für die normalen Anwendungen (bei mir vor allem Sync mit meinem Server) reicht mir mein UMTS/GPRS-Kontingent weit aus. Das Surfen im Internet mit einem PDA, so gut sein Display auch sein mag, wird immer eingeschränkter (und damit mit weniger Volumen) sein als das mit einem PC. In der Summe also ist ein WLAN-Modul zwar sicherlich ein Vorteil, aber auf der anderen Seite auch kein so entscheidender Faktor. Zumal gerade im Bereich der automatischen Synchronisation/des Mailabrufs das WLAN-Modul noch nicht verbunden ist und damit eine UMTS/GPRS-Verbindung verwendet wird, ein seit einiger Zeit kommuniziertes Verbesserungspotential aller Windows Mobile-Betriebssysteme.
Wie auch immer: Der Cosmo hat integriertes WLAN (wenn auch "nur" 802.11b mit 11Mbit) und damit ein weiteres Ausstattungsmerkmal, das sich sehen lassen kann.

Im Praxisbetrieb (mit moderatem Telefonieren, dauerhafter Push-Verbindung zum Server) hält der Cosmo gute drei Tage durch, der Einsatz des WLAN-Moduls verringert diese Standbyzeit natürlich.

Preis:

ca. EUR 385,- bei handit.de oder direkt bei O2

Fazit:

Alles in allem ist der XDA Cosmo der perfekte Beweis dafür, wie nah die Pocket PC- und die Smartphone-Welt von Windows Mobile mittlerweile zusammengerückt sind. Wer ein kleines, flaches Gerät haben will und nicht notwendigerweise einen Pocket PC (wegen nur für diesen erhältlicher Software) braucht bzw. auf das Touchscreen angewiesen ist, der findet mit ihm ein durchdacht designtes und von der Funktionalität herausragendes Gerät.

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